PM - Der rassistischen Polizeiselektion in der Kölner Silvesternacht müssen politische Konsequenzen folgen

Berlin, den 10.01.2017 – Pressemitteilung
Inland | NRW

Der rassistischen Polizeiselektion in der Kölner Silvesternacht müssen 
politische Konsequenzen folgen

Die Antirassistische Initiative e.V. verurteilt aufs Schärfste die 
rassistischen Aussonderungen von Besucher*innen der Domplatte in der 
Silvesternacht und deren Verunglimpfung durch die Kölner Polizei und 
fordert Konsequenzen für die Verantwortlichen.
In der Nacht vom 31.12. zum 01.01.2017 sperrte die Kölner Polizei den 
Bereich des Kölner Hauptbahnhofes und der Domplatte weitläufig ab. 
Menschen, die zu den üblichen Silvesterfeiern strömten, wurden nach 
ihrem Aussehen und ihrer Hautfarbe in verschiedene Gruppen unterteilt. 
Wer von den Polizist*innen als weiß eingeordnet wurde, durfte den linken 
Ausgang des Bahnhofs nutzen und unkontrolliert in den Feierbereich 
gelangen, wer jedoch männlich war und dunkle Haare oder dunkle Hautfarbe 
hatte, wurde ausgesondert und auf den rechten Ausgang verwiesen. Dort 
hielt die Polizei nicht-weiße Menschen stundenlang fest, kesselte sie 
ein, kontrollierte sie und beraubte sie ihrer Bürgerrechte. Als Krönung 
beleidigte sie sie rassistisch.

„Ein derartiges Vorgehen ist kein Schutz vor sexualisierter Gewalt bei 
Großveranstaltungen und lässt sich damit nicht legitimieren. Die 
rassistische Praxis des Racial Profiling (die Polizei verdächtigt 
Menschen rein aufgrund ihres Aussehens und einer zugeschriebenen 
Herkunft und kontrolliert sie ohne konkrete Anhaltspunkt) erlebte in der 
Silvesternacht eine Zuspitzung, die als Versuch verstanden werden muss, 
die Kölner Domplatte und Umgebung zur No-go-area für nicht-weiße 
Menschen zu machen. Von Rechtsextremen wird derartiges Bemühen als 
„national befreite Zone" bezeichnet. Es ist nicht hinnehmbar, dass eine 
derartige rassistische Selektion und Politik von politischer und 
behördlicher Seite in Köln ohne jegliche Konsequenzen durchgeführt 
werden kann,“ verurteilt Kai Semmler von der ARI das Vorgehen der Kölner 
Polizei in der Silvesternacht.

Die nordrhein-westfälische Polizei verstärkt ihr rassistisches Vorgehen 
noch durch die Verunglimpfung der Betroffenen in der Öffentlichkeit. Per 
Tweet in den Sozialen Medien beleidigte sie die von ihr Ausgesonderten 
und stundenlang Festgesetzen als "Nafris" (sog. Nordafrikanische 
Intensivtäter). Mit diesem Sprachgebrauch der Kölner Polizei werden 
Betroffene von rassistischen Polizeiaktionen nicht nur ohne 
Anhaltspunkte verdächtigt, sondern gleich zu Tätern, sogar zu 
Intensivtätern gemacht. Die Kölner Polizei wartet also weder konkrete 
Ermittlungsergebnisse noch die verfassungsgemäß zuständige Justiz dafür 
ab, sondern sieht sich selbst als Richter für die Verurteilung von 
angeblich Verdächtigen ohne Beweise oder Verfahren und erst recht ohne 
Unschuldsvermutung.

„Menschen, die sich von Anderen einzig dadurch unterscheiden, dass 
Polizist*innen des Landes Nordrhein-Westfalen sie aufgrund rassistischer 
Vorstellungen und Phantasien verdächtigen, werden dann von ihr in der 
Öffentlichkeit auch noch zu Tätern diffamiert: Damit schätzt die Polizei 
ihr postfaktisches Bauchgefühl offensichtlich höher ein als die 
Verfassung und die Menschenrechte, die dahinter zurückstehen müssen“, 
kritisiert Kai Semmler von der ARI das Vorgehen der Kölner Polizei.

Widerspruch zu diesem rassistischen Vorgehen ist wenig vorhanden, 
vielmehr scharen sich in den Tagen nach Silvester Politiker*innen von 
den Grünen bis zur NPD hinter die Kölner Polizeiführung. Kritik an deren 
Rassismus darf es nicht geben.

Die Kölner Polizei hat gleich zu Beginn des Jahres 2017 deutlich 
gemacht, was in einem angeblich demokratischen Deutschland möglich ist:
Die umfassende Aussonderung von Menschen nach ihrer Hautfarbe und ihrer 
zugeschriebenen Herkunft. Wer nicht weiß ist, hat kein Recht auf die 
Achtung seiner oder ihrer Bürger*innenrechte.

Die Antirassistische Initiative e.V. fordert die umgehende Suspendierung 
der verantwortlichen Beamten und Politiker*innen und die Achtung der 
Menschenrechte aller Menschen in diesem Land.

Stoppt den rassistischen Bürgermob, rassistische Politiker und 
ausführende Polizist*innen
* bei der Spaltung der Gesellschaft entlang ethnischer Zuschreibungen!
* beim Aufhetzen von Menschengruppen gegeneinander!
* bei der Zerstörung von Demokratie und Menschenrechte in Deutschland!
Wann, wenn nicht jetzt?

Mit freundlichen Grüßen
Antirassistische Initiative e. V.

-- 
ARI Berlin - Antirassistische Initiative e.V.

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