Der Fifa-Chef hat in seiner Zeit als Uefa-Chefjurist offenbar fragwürdige TV-Geschäfte gegengezeichnet. Profiteure waren zwei alte Bekannte.
Quelle: ZEIT ONLINE, sah
Eigentlich ist der neue Fifa-Chef Gianni Infantino angetreten, um den Weltfußballverband nach der Zeit unter Sepp Blatter ins rechte Licht zu rücken. Die Ende Februar versprochene "neue Ära" erhält aber schon jetzt einen Dämpfer: Auch Infantino bekommt offenbar Probleme durch den Skandal um Briefkastenfirmen, ausgelöst durch die Panama Papers.
Laut Recherchen unter anderem von der Süddeutschen Zeitung, dem WDR und dem NDR war Infantino in seiner Zeit als Chefjurist der Uefa in die fragwürdige Vergabe von TV-Rechten involviert. Demnach unterzeichnete er im September 2006 einen Vertrag, der ein Unternehmen mit dem Namen Cross Trading S.A. berechtigte, die Übertragungsrechte der Champions League in Südamerika zu vermarkten. Bis 2009 soll Cross Trading, eine Briefkastenfirma mit Sitz auf der Südseeinsel Niue, dafür deutlich unter Marktwert bezahlt und die Rechte mit einem deutlichen Aufschlag an eine TV-Station in Ecuador weiter verkauft haben.
Den Berichten zufolge wurde die Briefkastenfirma von zwei bekannten Akteuren aus dem Fifa-Bestechungsskandal betrieben. Die Gewinne von mehreren Hunderttausend Dollar seien an Hugo Jinkis und seinen Sohn Mariano gegangen, die beide von Interpol gesucht wurden, zwischenzeitig in Untersuchungshaft saßen und nun auf ihren Prozess warten. Das FBI wirft Vater und Sohn vor, Funktionäre von Fußballverbänden in großem Stil bestochen zu haben, um günstig von ihnen Übertragungsrechte kaufen und dann weitervermarkten zu können.
Infantino dementierte zunächst
Auf Anfrage erklärte ein Sprecher Infantinos laut NDR zunächst, dass Infantino mit "keiner der genannten Personen oder Organisationen geschäftlich oder wissentlich anderweitig zu tun gehabt" habe. Später relativierte der Sprecher, er habe nur Informationen wiedergegeben, die von der Uefa bereitgestellt worden seien.
Die Uefa wiederum bestätigte nach mehreren Nachfragen, dass die Geschäfte teilweise unter Beteiligung von Infantino abgeschlossen worden seien. Bei der Vergabe sieht der Verband aber keine Unregelmäßigkeiten. "Es war nie etwas merkwürdig mit Verträgen, die wir unterschrieben haben und gegen uns wurde auch nie wegen Fehlverhaltens irgendeiner Art ermittelt."
Kanzlei stellt Strafantrag
Die Enthüllungen, die auf geleakte Dokumente der in Panama-Stadt ansässigen Kanzlei Mossack Fonseca zurückgehen, erschüttern seit Sonntag zahlreiche Länder. So stürzte etwa die Regierung in Island. Die Kanzlei geht nun strafrechtlich gegen die Verantwortlichen des Daten-Lecks vor. "Niemandem gefällt es, bestohlen zu werden", teilte ein Sprecher der Kanzlei mit. "Wir werden unser Möglichstes tun, um die Schuldigen zu bestrafen."
Bei Mossack Fonseca geht man davon aus, dass die Server gehackt wurden. "Ein Hackerangriff ist eine Straftat. Ein schweres Verbrechen, das mit Gefängnis bestraft wird", sagte Kanzlei-Teilhaber Ramón Fonseca Mora in einem Fernsehinterview.





