Call for papers: movements 2(2) - Journal for Critical Migration and Border Regime Studies - Deadline 6.3.2016‏

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movements. Journal für kritische Migrations- und Grenzregimeforschung 


Ausgabe 2 (2): Umkämpfte Bewegungen nach und durch EUropa

Call for Papers

Die Ausgabe 2 (2) des Journals movements setzt sich mit zwei Facetten des europäischen Migrations- und Grenzregimes auseinander, die selten zusammengedacht werden: die Regierung der Migration von Unionsbürger*innen innerhalb der EU und der Migrations- und Fluchtbewegungen in die EU. 

Seit den Anfängen der Europäischen Integration war die Bewegungsfreiheit zunächst für Erwerbstätige und später für alle ‚Unionsbürger*innen‘ zugleich einer ihrer politischen Eckpfeiler und ein Freiheitsversprechen. Doch spätestens seit der Debatte um die sogenannte ‚Armutszuwanderung‘ im Jahr 2013 herrscht in weiten Teilen des öffentlichen Diskurses beispielsweise in Deutschland und Großbritannien der rassistische Konsens, dass zwar auch viele qualifizierte ‚Leistungsträger*innen‘ die EU-Freizügigkeit in Anspruch nehmen, der ‚ungehinderte Zuzug‘ von Personen mit weniger formaler Bildung aber eine Bedrohung der nationalen Bevölkerungen darstelle. 
Dieser postliberale Konsens verdeckt, dass die Hetze gegen angeblich ‚unqualifizierte‘ Migrant*innen von rassistischen und antiziganistischen Logiken geprägt ist und dass in Teilen der Wirtschaft gerade diese als billige Arbeitskräfte gern gesehen sind. Gleichzeitig finden vielfältige Prozesse der Entrechtung statt, die sich etwa in aktuellen Einschränkungen des Grundrechts auf ein soziales Existenzminimum äußern. So knüpft etwa der britische Premierminister Cameron den Verbleib Großbritanniens in der EU an die Bedingung, die sozialen Rechte von Unionsbürger*innen zu beschränken. Auch der europäische Gerichtshof legitimierte im Sommer 2015 die deutsche Praxis, EU-Bürger*innen Sozialleistungen vorzuenthalten. Während Proteste gegen diese Entwicklungen noch selten sichtbar werden, gelangten in letzter Zeit dennoch vermehrt Kämpfe von EU-Migrant*innen an die Öffentlichkeit, wie etwa der Arbeitskampf an der ‚Mall of Berlin‘ 2014/2015.

Für mehr öffentliches Aufsehen sorgen derzeit jedoch die hartnäckigen Bewegungen nach EUropa, die wahlweise als ‚Flüchtlingskrise‘ oder ‚Sommer der Migration‘ bezeichnet werden und im vergangenen Jahr die EUropäischen Außengrenzen ins Wanken brachten. Mehrere Regierungen entschieden sich im Spätsommer 2015, den Bewegungen der Migration nachzugeben und Transportdienste für hunderttausende Menschen bereitzustellen. Im Laufe des Herbstes und Winters 2015/2016 nahmen sie diese partielle Öffnung der Grenzen schrittweise zurück: Die ungarische Regierung schloss ihre südwestlichen Landesgrenzen. Bulgarien verlängerte seinen bereits bestehenden Grenzzaun. An der griechisch-mazedonischen Grenze begannen Grenzbeamt*innen damit, Migrierende nach Logiken eines Racial Profiling zu selektieren. Die deutsche Regierung führte Kontrollen an der Grenze zu Österreich ein. An vielen Orten kam es zu Protesten gegen diese Grenzschließungen.

Mit movements 2 (2) möchten wir beide Facetten in den Blick nehmen: Sowohl die aktuellen Kämpfe um das EUropäische Asyl- und Grenzregime als auch die Transformationen der EU-Freizügigkeit, Unionsbürger*innenschaft und die Kämpfe der EU-internen Migration. Neben Artikeln zu den einzelnen Teilbereichen sind uns Beiträge besonders willkommen, die diese oft getrennt voneinander betrachteten Facetten des europäischen Migrations- und Grenzregimes zusammendenken. Dies soll neue Perspektiven auf die Kontinuitäten und sich beschleunigenden Veränderungen der europäischen Migrations- und Grenzpolitik ermöglichen.

Wir möchten dabei eine Reihe von Fragen stellen, die den Zusammenhang der aktuellen Versuche des Regierens der Migration mit rassistischen Konjunkturen und kapitalistischen Dynamiken in den Blick nehmen:

1) Durch welche Modi des Regierens sind die Reaktionen auf die aktuellen Bewegungen in und nach EUropa geprägt? Welche Bedeutung haben etwa Diskurse eines vermeintlichen Kontrollverlustes in den Konflikten um die Einschränkung von Rechten und Mobilität? Wie manifestiert sich dieser ‚state of emergency‘ in den beiden Teilregimen?

2) Welche Rolle spielen unterschiedliche rassistische Logiken und kapitalistische Nützlichkeitserwägungen bei der ungleichen Kategorisierung von Menschen in gute und schlechte Migrant*innen – seien es schutzbedürftige Geflüchtete, die von sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen unterschieden oder nützliche Arbeitsuchende, die von sogenannten Sozialtourist*innen separiert werden? Wie artikulieren sich diese neuen alten Rassismen und kapitalistischen Taktiken in konkreten Praktiken und Konflikten? 

3) Wie lassen sich diese Dynamiken der Migration und des Rassismus in Bezug setzen zu gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen und den aktuellen Konjunkturen des Kapitalismus?

4) Inwiefern werden in Folge dieser Prozesse die europäischen Migrations- und Grenzregime einerseits renationalisiert oder zurückgebaut, andererseits auf spezifische Art gestärkt oder weiter europäisiert? Wie lassen sich etwa die Veränderungen des Dublin-Regimes, der Externalisierung der Außengrenzen und der sozialen Rechte der Unionsbürger*innenschaft in diesem Kontext analysieren? 

5) Welche Akteur*innen sind in die Auseinandersetzungen und Kämpfe um Migration involviert und welche Praktiken und (widerständigen) Subjektivitäten entstehen hieraus?

Wir freuen uns über die Zusendung von Abstracts im Umfang von maximal 500 Wörtern bis einschließlich 06. März 2016, die sich auf alle in movements verwendeten Formate beziehen können: Wissenschaftliche Aufsätze, Debattenbeiträge, Interventionen, Interviews, Forschungsberichte, Rezensionen, usw. Wir suchen dabei auch nach Beiträgen aus dem Aktivismus und politischen Bewegungen. Die fertigen Beiträge sollen je nach Format einen Umfang von 20.000 bis 40.000 Zeichen haben und können auf Deutsch oder Englisch verfasst sein (weitere Sprachen auf Anfrage). Deadline für die vollständigen Beiträge wird der 19. Juni 2016 sein. 

Alle Einreichungen durchlaufen vor der Publikation das kollaborative redaktionsinterne Review-Verfahren. Wissenschaftliche Aufsätze werden zudem von mindestens zwei Expert*innen anonym begutachtet. In jedem Fall diskutiert die Redaktion in einem transparenten Prozess Kommentare und Überarbeitungsvorschläge mit den Autor*innen und entscheidet eigenständig über die Annahme oder Ablehnung. Erscheinungstermin der Ausgabe ist voraussichtlich Dezember 2016.

Kontakt und Zusendung der Abstracts: info@movements-journal.org

Weitere Informationen zur Zeitschrift und zum Review-Prozess: http://movements-journal.org


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movements. Journal for Critical Migration and Border Regime Studies

Issue 2 (2): Contested movements to and through EUrope

Call for Papers

Issue 2 (2) of the journal movements focuses on two facets of European migration and border regimes that are rarely analysed concomitantly: the governance of EU citizens’ migration within the European Union, and that of migration and refugee movements into the EU. 

Since the beginnings of European integration, freedom of movement – first for workers and later for all ‘Union citizens’ – has both constituted one of its political cornerstones, and a promise of liberty. However, at least since the debate on so-called ‘poverty immigration’ in 2013, a racist consensus dominates public discourses for example in Germany and the UK. It hinges on the assumption that although a great number of highly qualified ‘top performers’ make use of free movement within the EU, an ‘unimpeded influx’ of people with less formal education threatens the national populations of the core countries.

This post-liberal consensus obscures the fact that the agitation against allegedly ‘unqualified’ migrants is characterised by racist logics, for example in the form of anti-Roma racism. While these groups are welcomed by parts of the economy as cheap labour, they are simultaneously disenfranchised. Pertinent examples of such exclusionary processes are the recent restrictions of basic rights that guarantee a minimum subsistence level. For instance, the British Prime Minister David Cameron makes Britain’s continued membership in the EU conditional on limiting social rights for EU citizens in the UK. Similarly, the European Court of Justice legitimised the German practice of withholding social benefits from EU citizens in summer 2015. While protests against these developments have not been very visible so far, struggles by EU migrants lately managed to gain increasing public attention. The labour dispute at the ‘Mall of Berlin’ in 2014/2015 is an excellent case in point. 

What currently attracts more attention, however, are the persistent movements into EUrope, alternately referred to as ‘refugee crisis’ or ‘Summer of Migration’. Last year, these movements severely shook up EUrope’s external borders. In late summer 2015, several governments decided to give way to the movements of migration and provided transportation services to hundreds of thousands of people. During autumn and winter 2015/2016, they gradually revoked this partial opening of the borders: Hungary closed its south-western borders; Bulgaria extended its existing fence; at the Greek-Macedonian border, border guards started to select migrants by resorting to logics of racial profiling; Germany introduced controls on the border with Austria. In many places, protests against these border closures took place. 

With movements 2 (2) we want to analyse both facets: current struggles over the EUropean asylum and border regime as well as the transformations of EU freedom of movement, EU citizenship, and struggles in the context of EU-internal migration. In addition to articles focusing on the individual sub-fields, we especially welcome contributions that analytically link these facets of European migration and border regimes, which are often thought in separation. Thinking through their connections instead would open up new perspectives on the continuities and accelerating changes in European migration and border policies. 

In particular, we propose a number of questions that focus on the relationship of current attempts to govern migration with racist conjunctures and capitalist dynamics: 

1) Which modes of governance characterise or influence the political responses to the current movements of migration to and through EUrope? Which significance, for example, have discourses around an alleged ‘loss of control’ within the conflicts over the restriction of rights and mobility? How does this ‘state of exception’ manifest itself in the two sub-regimes?

2) What role do different racist logics and capitalist utilitarianism play in the context of the uneven categorisation of people into ‘good’ and ‘bad’ migrants? Examples of these categories include ‘refugees in need of protection’ that are distinguished from ‘economic refugees’, or allegedly useful ‘labour migrants’ that are separated from so-called ‘welfare tourists’. How are these new and old racisms and capitalist tactics articulated in concrete practices and conflicts? 

3) How can these dynamics of migration and racism be connected to shifting social and political power relations, and the current conjuncture of capitalism? 

4) In what way are the EUropean migration and border regimes renationalised or dismantled on the one hand, and strengthened and further EUropeanised on the other? How can changes in relation to the Dublin regime, the externalisation of borders or the social rights of EU citizens be analysed against this background?

5) Which actors are involved in these conflicts and struggles of migration, and which practices and (resistant) subjectivities emerge?

We are looking forward to receive abstracts of no more than 500 words by March 6, 2016. We welcome abstracts for all the different formats of movements: academic articles, political interventions in essay format, interviews, research reports as well as book reviews. We also seek contributions from activists and political movements. The final contributions will have 20.000 to 40.000 characters and can be written in German or English (please get in touch for further languages). The final contributions are due by June 19, 2016.

All submissions will pass through a collaborative review process conducted by the editorial board. Academic articles are reviewed additionally by at least two anonymous experts. In any case, the editorial team will discuss comments and suggestions with the authors in a transparent process. Final decisions on the acceptance of contributions are made by the board. The issue will be published in December 2016.

For further questions and submissions of abstracts: info@movements-journal.org 

For more information on the journal and the review process: http://movements-journal.org